
Ist Spielsucht heilbar?
Spielsucht oder pathologisches Spielen ist eine offiziell anerkannte, psychische Störung. Betroffene können dem Impuls zum Glücksspiel nicht widerstehen, auch wenn sie die Konsequenzen im persönlichen, familiären und beruflichen Umfeld kennen. Spielsucht entwickelt sich meist über Jahre und wird vor Familienangehörigen verheimlicht, was emotionale als auch finanzielle Folgen für alle nach sich ziehen kann. Suchtkranke fragen oft andere um Geld oder ob sie die Schulden für sie begleichen. Daran können Beziehungen zerbrechen.
Im Jahr 2020 geht man von etwa 20.000 bis 36.000 problematischen und bis zu 46.000 pathologischen Spielern in Österreich aus. Die Dunkelziffer der Spielsüchtigen ist wesentlich höher. Männer sind statistisch gesehen mehr von der Spielsucht betroffen als Frauen. In einer Studie des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wurde festgestellt, dass Personen im Alter von 18- bis 35 Jahren überdurchschnittlich oft von Spielsucht betroffen sind.
Spielen kann Probleme oder negative Stimmungen mindern, vom Alltag ablenken und bei Gewinnen eine trügerische Zufriedenheit auslösen. Um die Spannung während des Spiels aufrechtzuerhalten, werden immer höhere Beiträge eingesetzt und die Risikobereitschaft sinkt. Gespielt wird in Spielhallen, an Spielautomaten oder im Internet. Pathologisches Spielen hat jedoch nichts mit Computerspielabhängigkeit zu tun. Die Übergänge sind jedoch fließend, sobald in den Computerspielen Glücksspielelemente enthalten sind.
Eine Spielsucht entwickelt sich über Jahre und es ist kaum möglich, einen konkreten Anfangspunkt der Sucht zu finden. Oft beginnt es mit häufigem und wiederholtem Spielen und der gedanklichen Beschäftigung damit. Unbehandelt kann die Spielsucht bis zum Suizid führen.
Spielsucht und ihre Folgen
Der Verlauf einer Spielsucht geht fließend ineinander über und besteht den Kriterien nach ICD-10 aus 3 relevanten Abschnitten.
Die Einstiegs- oder Gewinnphase als positives Anfangsstadium
Der Spieler erlebt einen positiven Einstieg, gewinnt oft und ist bereit, mehr Geld zu investieren. Er entwickelt einen unrealistischen Optimismus, größere Beträge zu gewinnen und verliert den Zugang zur Realität. Er ist überzeugt, dass der Gewinn aufgrund des eigenen Könnens statt vom Zufall abhängig ist. Die Gewinne stärken sein Selbstbewusstsein und die Bereitschaft, weiterzuspielen.
Die Gewöhnungs- oder Verlustphase als kritisches Gewöhnungsstadium
Das Spielverhalten wird intensiviert, die Risikobereitschaft steigt und erste große Verluste zeichnen sich ab, welche vor anderen verheimlicht werden. Der Suchtkranke verstrickt sich immer weiter in Lügen, vernachlässigt Familie und Freunde und bagatellisiert die Verluste. Diese werden versucht, mit immer höheren Einsätzen wieder zurückzubekommen. Dies führt zu Unruhe, Angespanntheit und Niedergeschlagenheit und Betroffene sind nicht mehr in der Lage, ihre Probleme aktiv anzugehen.
Die Sucht- oder Abhängigkeitsphase als Verzweiflungsstadium
Es kommt zu einem Kontrollverlust über das Spielen. Betroffene sind in dieser Phase schnell reizbar und ruhelos. Sie ziehen sich immer weiter aus der Gesellschaft zurück und verlieren ihre gesellschaftliche Stellung. Spätestens in dieser Phase verlieren Betroffene oft ihren Job und finden sich in einer Art Hoffnungslosigkeit wieder – nicht zuletzt kommt es sogar zu Selbstmordgedanken.
Wo bekomme ich bei Spielsucht Hilfe?
In dieser letzten Phase – der Sucht- oder Abhängigkeitsphase – ist dringende Hilfe erforderlich. Zögern Sie also nicht und helfen Sie sich oder Ihren Angehörigen. Die Beratung und Selbsthilfe verlaufen oft anonym und sind in vielen Städten Österreichs völlig kostenlos.